Tristan-und-Isolde
Tristan
…Stürb’ ich nun ihr (der Liebe),
Der so gern ich sterbe,
Wie könnte die Liebe
Mit mir sterben,
Die ewig lebende
Mit mir enden?
Doch stürbe nie seine Liebe,
Wie stürbe dann Tristan
Seiner Liebe?
Isolde
Doch unsere Liebe,
Heißt sie nicht Tristan
und – Isolde?
Dies süße Wörtlein: und,
Was es bindet,
Der Liebe Bund,
Wenn Tristan stürb’,
Zerstört’ es nicht der Tod?
Anfang April bin ich zur Oper gegangen und habe die letzte Aufführung von Tristan und Isolde an der Deutschen Oper Berlin miterlebt. Obgleich die Regie sehr kritisch beurteilt wurde, und der weltberühmte, britische Regisseur, Graham Vick, nach der Premiere sogar ausgebuht wurde, war ich begeistert, wenn auch zu Anfang zugegebenermaßen in Erstaunen versetzt. Das Theater ist mir vertrauter als die Oper. Bis jetzt habe ich die Theater-Regie eher mit der Gestaltung des Raumes verbunden und die Gestaltung der Zeit als die Aufgabe der Film-Regie betrachtet. Am 3. April wurde ich aber tiefst überrascht und sollte zum ersten mal die Sauberkeit meiner gerade erwähnten “Arbeitsverteilung” in Frage stellen: Graham Vick hat es meines Erachtens geschafft, “Zeit” auf der Bühne zu gestalten: das war menschliche Zeitlichkeit, Lebenszeit, ohne Zeitpfeil dennoch, weil der Tod sowohl rechts als auch links lag. Er hat weder gelauert; noch ist er plötzlich aufgetreten, sondern war die ganze Zeit, die durch die Musik ermessen wurde, da. Und mitten in dieser, menschlichen Zeitlichkeit klingen die Worte der zwei Liebenden, die die Präsenz von einander eine Ewigkeit lang “haben” wollen. Was für ein Besitz ist das? Was für eine Präsenz und was für eine Ewigkeit?
Sehr selten haben wir das Glück, ein klassisches Stück mitzuerleben, das auf eine ebenfalls grandiose Weise übertragen oder aufgeführt wird. Wie oft erlebt man Regisseure beim Scheitern, die großen Wert darauf gelegt haben, ihre Aufführung sehr stark auszuprägen und die geehrten Stücke zu aktualisieren!
Es ist eine unermesslich schwere Last auf den Schultern der Regisseure, ein autoritatives Kunstwerk zu interpretieren. Die interpretierende Haltung, die ich am meisten ehre, nenne ich “mimetisch”, wobei das Mimetische nicht als bloß passiv, sondern einerseits außerordentlich aufnehmend andererseits innovativ (um)gestaltend verstanden werden sollte. Nach meinen bisherigen Erfahrungen gelingt es meistens, wenn der Regisseur einen Weg entdeckt, um sich auf der Ebene des Allgemeinen zu bewegen.
Wie Graham Vick.
Bei diesem Tristan habe ich am seltenen Glück einer solchen “mimetischen Aneignung” teilgenommen.
P.S.: Es gab gewisse Momente bei der Regie, die ich nicht vertragen konnte und hier auf sich beruhen lasse, weil die Errungenschaft von keinem negativen Detail überschattet werden darf oder kann.
…Stürb’ ich nun ihr (der Liebe),
Der so gern ich sterbe,
Wie könnte die Liebe
Mit mir sterben,
Die ewig lebende
Mit mir enden?
Doch stürbe nie seine Liebe,
Wie stürbe dann Tristan
Seiner Liebe?
Isolde
Doch unsere Liebe,
Heißt sie nicht Tristan
und – Isolde?
Dies süße Wörtlein: und,
Was es bindet,
Der Liebe Bund,
Wenn Tristan stürb’,
Zerstört’ es nicht der Tod?
Anfang April bin ich zur Oper gegangen und habe die letzte Aufführung von Tristan und Isolde an der Deutschen Oper Berlin miterlebt. Obgleich die Regie sehr kritisch beurteilt wurde, und der weltberühmte, britische Regisseur, Graham Vick, nach der Premiere sogar ausgebuht wurde, war ich begeistert, wenn auch zu Anfang zugegebenermaßen in Erstaunen versetzt. Das Theater ist mir vertrauter als die Oper. Bis jetzt habe ich die Theater-Regie eher mit der Gestaltung des Raumes verbunden und die Gestaltung der Zeit als die Aufgabe der Film-Regie betrachtet. Am 3. April wurde ich aber tiefst überrascht und sollte zum ersten mal die Sauberkeit meiner gerade erwähnten “Arbeitsverteilung” in Frage stellen: Graham Vick hat es meines Erachtens geschafft, “Zeit” auf der Bühne zu gestalten: das war menschliche Zeitlichkeit, Lebenszeit, ohne Zeitpfeil dennoch, weil der Tod sowohl rechts als auch links lag. Er hat weder gelauert; noch ist er plötzlich aufgetreten, sondern war die ganze Zeit, die durch die Musik ermessen wurde, da. Und mitten in dieser, menschlichen Zeitlichkeit klingen die Worte der zwei Liebenden, die die Präsenz von einander eine Ewigkeit lang “haben” wollen. Was für ein Besitz ist das? Was für eine Präsenz und was für eine Ewigkeit?
Sehr selten haben wir das Glück, ein klassisches Stück mitzuerleben, das auf eine ebenfalls grandiose Weise übertragen oder aufgeführt wird. Wie oft erlebt man Regisseure beim Scheitern, die großen Wert darauf gelegt haben, ihre Aufführung sehr stark auszuprägen und die geehrten Stücke zu aktualisieren!
Es ist eine unermesslich schwere Last auf den Schultern der Regisseure, ein autoritatives Kunstwerk zu interpretieren. Die interpretierende Haltung, die ich am meisten ehre, nenne ich “mimetisch”, wobei das Mimetische nicht als bloß passiv, sondern einerseits außerordentlich aufnehmend andererseits innovativ (um)gestaltend verstanden werden sollte. Nach meinen bisherigen Erfahrungen gelingt es meistens, wenn der Regisseur einen Weg entdeckt, um sich auf der Ebene des Allgemeinen zu bewegen.
Wie Graham Vick.
Bei diesem Tristan habe ich am seltenen Glück einer solchen “mimetischen Aneignung” teilgenommen.
P.S.: Es gab gewisse Momente bei der Regie, die ich nicht vertragen konnte und hier auf sich beruhen lasse, weil die Errungenschaft von keinem negativen Detail überschattet werden darf oder kann.
Labels: Mousiké