Harmonia

A Forum for and the Background of the Mediation of Dialogue in Ancient and Modern Academies

Monday, 22 February 2010

Sonntag, den 21.2: War es „Warten auf Arturo Ui“ oder „Der aufhaltsame Aufstieg des Godot“?

Der Sonntag bricht erst an. Man begegnet der Stadt, bevor sie aufwacht. Wobei Berlin nach dem langen Sonnabend noch schlummert, erwacht die Spree von ihrem eisigen Schlaf. Der langandauernde Tag ist mit Arbeit und gutem Gespräch erfüllt.

Das Berliner Ensemble findet sich zwischen meinem Arpeitsplatz und meiner Wohnung. Ein Umweg ist deswegen nicht mal nötig. Solch einen Luxus hatte ich in Athen nicht, nämlich so zentral zu wohnen, was vielleicht besser so in Athen war. Heute wird Brechts Aufhaltsamer Aufstieg des Arturo Ui aufgeführt. Eine Athener Aufführung im Nationaltheater mit Georgios Michalakopoulos in der Hauptrolle prägt noch das Gedächtnis und regt mich an, auf meinem Weg zurück beim Theater aufzuhalten, mit der Hoffnung, ich werde eine deutsche Regie erfahren und vor allem das Stück auf der deutschen Sprache hören. Zum ersten Mal warte ich in der Schlange vor der Abendkasse. Man muss warten, ohne ahnen zu können, ob man am Ende eine Karte bekommt. Ich lächle bei der Überlegung, ob ich Beckett oder Brecht miterleben werde. Am Ende ergibt sich, dass ich die Aufführung verpassen muss, es sei denn ich werde einen Stehplatz haben wollen. Jetzt weiss man, dass der Vorverkauf in Berlin vorzuziehen ist. Oder sollte man nicht aufgeben, auf seinem Weg nach Hause sein Glück auszuprobieren? Makron to prooimion

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Friday, 19 February 2010

Berlin









Nach langer Zeit bin ich wieder in der Hauptstadt gelangt. Das ist nicht Athen, sondern Berlin. Ich erlaube mir, meine "Rückkehr" auf Deutsch auszudrücken.
Hier wird keine Bilanz über meinen akademischen Aufenthalt in Cambridge gezogen werden. Die höchst fruchtbaren Gespräche mit besten Angelsachsen werden sich beim Elaborieren von gegenwärtigen sowie beim Verfassen von kommenden Beiträgen widerspiegeln. Mein Buch über die Metapher der Mischung bei Platon, das schon darstellt, wie ich mir das Gespräch zwischen Deutschen und Angelsachsen vorstelle, ist gerade im Druck (International Plato Studies 28, Sankt Augustin, April 2010). Inzwischen habe ich erfahren, dass der Autor tatsächlich über seine Schrift hinaus gewachsen sein wird, bis sie publiziert worden ist. Das platonische Kriterium für den philosophos (Schriftkritik im Phaidros) zeigt sich erneut von Relevanz: Verfügt der Autor über Besseres als sein Geschriebenes?

Die Humboldt Universität beeindrückt, was meinem Anliegen gemäß den Aufbau von Brücken zwischen deutscher und angelsächsischer Welt im Rahmen der Philosophie der Antike anbetrifft. Ich fühle mich schon zu Beginn gut integriert in der Topoi-Exzellenz Initiative an Humboldt Universität. Erste schwerwiegende Gespräche richten sich auf die Frage, wie die Philosophie die Einheit bei einem so großen und bunten Projekt über das Konzept des Raums stiften kann. Es ist die Philosophie, die damit beauftragt wird, obwohl wir nicht im Zeitalter oder im Kontext der alten Akademie sind. Die Philosophie wird unter anderem versuchen, das genuine Gespräch zwischen dem platonischen und aristotelischen Modell über den Raum darzustellen. Wenn sie ihre Aufgabe erfüllt, werden eventuell auch die anderen Wissenschaften davon profitieren können. Man muss henologische Konzeptionen mit Vorsicht gestalten und genießen. Ich habe Deutschland vermisst.

Ich abonniere wieder meine beliebte Zeitung und lerne die Stadt langsam zu Fuß kennen. Die Berlinale ist bald vorbei. Hannah Schygulla erhält heute den Ehren-Preis. Wir werden demnächst die neue, längere Version von Fritz Langs Metropolis in Zoo Palast miterleben können, wo die Karten nicht ausverkauft sind.

Es dauert, bis ich mich im Herzen der großen Stadt einlebe. Es geht um die nötige Dauer der Aneignung, die sich Schritt für Schritt vollzieht. Auf diesem Weg bin ich geduldig, wobei meine letzten Spuren von Geduld mit IKEA oder Telekom ausgeschöpft worden sind. Das Kennenlernen dieser Stadt bestimmt seinen eigenen Rhythmus. Die erste Vertrautheit wird von der unüberschaulichen Dynamik verunsichert, die es einem schwindelig macht, aber vielseitiges Schaffen verspricht und ermöglicht.

Nach zwei Umzügen hinter mir fühle ich mich zu Hause in Berlin und wünsche allen Lesern ein gutes und produktives neues Jahr 2010.

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